Nachdem wir Ende Februar mit unseren Fachkräften aus Deutschland und Griechenland schon einmal die Lage vor Ort gecheckt hatten, ging es jetzt für unsere jungen griechischen und deutschen Teilnehmenden nach Israel.
Gelandet sind wir an einem Samstag. Schabbat, gleichbedeutend mit unserem Sonntag – Die erste Herausforderung für uns, die wir es gewohnt sind, dass auch am Wochenende Züge fahren. Nicht so in Israel. Freitag- bis Samstagnachmittag haben hier die Lokführer Pause. Und wir mussten aufs Taxi umsteigen, sind also trotzdem wohlbehalten im Hotel angekommen. Am Sonntag hatten wir dann beim Besuch des Carmel Markts direkt die Möglichkeit, uns mit Mitbringseln und lokalem Essen einzudecken. Unweit vom Markt liegt das Lieblinghaus, das Zentrum der White City von Tel Aviv, ein Stadtteil aus den Gründungszeiten der Stadt, der komplett im Bauhaus-Stil errichtet wurde. Hier bekamen wir eine Führung durch die sehr grüne Siedlung, die um Gärten herum geplant wurde. Die sollten als Begegnungsort für die Anwohner dienen und die Gemeinschaft stärken. Leider weichen die Gärten aber immer mehr anderen Nutzungen und werden nur noch wenig gemeinschaftlich genutzt. Ein Phänomen, das man aus anderen großen Städten nur zu gut kennt.
Tags drauf fuhren wir nach Haifa, wo uns Lior, einer unserer Projektpartner, empfing. Er arbeitet an der Universität mit Studierenden aus verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen zusammen und erzählte uns nicht nur von seiner Arbeit, sondern vor allem auch von der auch sehr interkulturellen Geschichte der Stadt. Unser geplantes Treffen mit einer seiner Studierendengruppen musste leider ausfallen, da an diesem Tag im ganzen Land gestreikt wurde und somit auch die Uni geschlossen war.
Im Kibbuz Gal´Ed erfuhren am nächsten Tag mehr über diese Art der Gemeinschaft. Ein Kibbuz ist eine Kollektivsiedlung mit gemeinsamem Eigentum und basisdemokratischen Strukturen. Yotam, der seit seiner Kindheit im Kibbuz lebt, erzählte uns über das Leben dort und wie die Gemeinschaft funktioniert.
Der Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hinterließ bei uns allen einen tiefen Eindruck, den wir in gemeinsamen Gesprächen reflektierten. Den Nachmittag ließen wir dementsprechend ruhig angehen und hatten kein festes Programm. Dafür ging es aber am nächsten Tag früh los: nach Nazareth mit unserem Guide Benny, der viel über diese bedeutungsvolle Stadt fürs Christentum zu berichten wusste. Unzählige kleinere und größere Kirchen auf engstem Raum in einer Stadt mit vorwiegend muslimischen Einwohnern. Eine spannende Mischung mit entspannter Atmosphäre. Der Regen und die doch recht frischen Temperaturen machten uns allen allerdings ein wenig zu schaffen. Der wenige Schlaf tat sein Übriges und so nutzten die meisten die Rückfahrt zum Dösen. In Tel Aviv erwarteten uns unser Projektpartner Irgun Jeckes, der an diesem Nachmittag eine Feier zu Ehren seiner Stipendiaten veranstaltete. Alles auf Hebräisch. Wir verstanden kein Wort, hatten aber trotzdem Spaß und einige schlaue Teilnehmerinnen kamen auf die Idee, sich die gezeigten Powerpoint-Folien der Vorträge mit dem Handy übersetzen zu lassen – mit teilweise recht unterhaltsamem Ergebnis.
Den Freitag widmeten wir ganz der kreativen Aufbereitung des Erlebten der vergangenen Tage, sichteten in Kleingruppen Material und sprachen über unsere Eindrücke.
Unseren letzten gemeinsamen Tag in Israel ließen wir entspannt angehen. So zogen manche los, um am Strand spazieren zu gehen oder noch einmal Knafeh (eine Nachspeise aus feinen Nudeln, einer Art Mozzarella und viel Zucker) zu essen. Einzige feste Programmpunkte an diesem Tag: Feedbackrunde (die sehr positiv ausfiel) und Abschiedsdinner (es gab Pizza). Und natürlich das lästige Packen für die Abreise am nächsten Tag. Schade. Schon vorbei.
Neun Tage volles Programm, viele unvergleichliche Erfahrungen und Begegnungen liegen hinter uns. Und machen Lust darauf, neue Personen und Orte kennenzulernen. Vielleicht sehen wir uns ja auf einer unserer Aktionen wieder.